Musiktheater, was kannst du eigentlich?
-Weg von der Klassik (,) hin zum Experiment
In dieser Rubrik werdet ihr viele verschiedene Sparten wiederfinden, die gemeinhin unter dem Begriff „Musiktheater“ zusammengefasst werden. Ich stelle euch einige Projekte vor und lege dabei den Fokus auf die Produktionen selbst – um zu vermitteln, in welcher Bandbreite ich mich als Sopranistin wie auch als Schauspielerin bewege. Woher meine Vorliebe für mein „Sparten-Hopping“ oder meinen „Sparten-Spagat“ kommt, erklärt sich wohl am besten durch meine Herkunft:
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Angefangen hat vermutlich alles schon im Bauch meiner Mutter – sie ist Opernchor- und Chansonsängerin. Mein Vater ist Opern- und Oratoriensänger. Wenn er Mahlers Lieder eines trunk’nen Gesellen sang, klebte ich als Kind am Radio… Kein Wunder also, dass ich selbst früh in diese Klangwelt eintauchen wollte.
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Seit meinem 18. Lebensjahr stehe ich als Sängerin und Schauspielerin auf der Bühne. Angefangen hat alles im Kinder- und Jugendtheater Überzwerg – unter anderem als Björk singende Hippie-Mutter in Franz Wittenbrinks Mütter. „It’s oh so quiet…“ Während meines Gesangsstudiums führte mich der Weg weiter in die Oper: Les Dialogues des Carmélites (als Blanche – Whoop Whoop!), Rusalka, Bluthaus am Staatstheater Saarbrücken. Puccini, Verdi, Mozart, Schubert, Hollaender, Eisler, Weill – diese Welt begleitet mich, seit ich denken kann.
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Es zog mich dabei immer auch zum Fremden und Ungewohnten. Mir war es wichtig, das tief vertraute, früh „inhallierte“ Terrain zu hinterfragen und die eigene Komfortzone zu verlassen. Nach meinem Bachelor studierte ich deshalb „Neue Musik“ (HfM Saar), besuchte Meisterkurse bei Helmut Lachenmann, Salomé Kammer und Angelika Luz. Mit meinem Duo-Partner Stephan Goldbach begann ich, neue Klangräume zu erforschen – Kontrabass und Stimme, Jazz und Klassik, verbunden zu einer eigenen musikalischen Sprache. Mit LOULOU ging dann ein paar Jahre die Post ab, wir spielten im Konzerthaus etc. Und dann kam die Pandemie. Die Ausführung erspare ich mir an dieser Stelle – ihr könnt es euch denken. Die Folgen waren und bleiben hart.
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Im Laufe meiner Arbeit habe ich also Oper, Schauspiel und sogar Ballett mitgestaltet – Musiktheater in all seinen Spielarten, quasi! In den letzten Jahren widme ich mich verstärkt dem Experiment: zum Beispiel einer Virtual-Reality-Oper im Labor des Musiktheaters im Revier oder der gemeinsamen Forschung mit dem Musiktheater Lab der Company Art//2020.
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Dort stellen wir uns die Frage, was neues Musiktheater heute kann – und wie wir damit eine Welt erschaffen, die berührt, herausfordert und weiterspinnt. Ich fühle mich diesem Forschungsauftrag sehr verbunden: Auf geht's! Solange noch was geht, geht noch was! Komfortzone war gestern! Bewegung, Bewegung! Schläfst du noch oder vertraust du schon? Wie steht's um deine Offenheit? Bist du in Kontakt mit dir selbst? I doubt it! *doomscroll*, *doomscroll*. Wo ist hier der Disconnect? Lass dagegen anklingen!
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