Wankelmut der Herzen
Die Liebe sprengt alle Grenzen. Wie eine Naturgewalt trotzt sie allen Regeln und rüttelt an vermeintlich festen Werten. Denn Begriffe wie Nation, Alter, Religion oder Geschlecht kennt sie nicht. Und so wurden Spielarten der Liebe seit Jahrhunderten verteufelt und beschnitten. Sünde, Ekel und Perversion haften diesen Tabus der Liebe an. Doch war dies schon immer so? Und gibt es „DIE“ Liebe überhaupt?
Das musikalische Stationentheater „Wankelmut der Herzen“ spürte den Tabus und Verboten der Liebe nach. Auf Sockeln und in Glasvitrinen performten Musiker*innen als lebende Statuen Madrigale von Claudio Monteverdi zu Themen wie Begehren, Geschlecht, Körper und Sexualität und setzten sich so mit der Entwicklung von Liebeskonzepten in Europa auseinander. Die Körper der Musiker*innen wurden zu Exponaten. Und so wandelte das Publikum durch diese theatrale Ausstellung und tauchte ein in die unerzählte Historie der Zärtlichkeiten.
Textquelle: https://jeffrey-doering.de/Projekte/wankelmut-der-herzen
Brennender Schnee
Engel, Hexe, Spukgestalt und Nixe – all das mag Undine sein, jedoch kein Mensch, darin sind sich zumindest alle anderen einig. Die Frau aus dem Wasser wird zur Fremden und Unheimlichen erklärt, weil sie auf unerklärliche Weise empathisch, mitfühlend und sensibel ist. Für hochsensible Menschen gehört dieses Gefühl der Ablehnung zum Alltag. Sind sie doch oftmals überfordert von den Emotionen ihrer Mitmenschen.
In Brennender Schnee werden die Sinnesreize der Zuschauer*innen medial verstärkt, wodurch sie eigenen Leib das bisher kaum beachtete Phänomen der Hochsensibilität erfahren. Durch Kontaktmikrofone, haptische und interaktive Objekte, eingeleitete Düfte sowie Motion-Design-Projektionen wird die Überstimulation hochsensibler Menschern nachempfunden.
Auf der losen Grundlage von Undine nach Friedrich de la Motte Fouqué und der Oper von E.T.A.Hoffmann wurden die Konflikte Hochsensibler mit ihrer Umwelt verhandelt. Gesangspartien, die durch elektronische Sounds & Noise begleitet wurden, wechselten sich mit performativen Vorgängen sowie biographischen und fiktional-narrativen Texten ab.
Textquelle: https://jeffrey-doering.de/Projekte/brennender%20schnee
Die Nachtigall
In China, weißt du ja wohl, ist der Kaiser ein Chinese, und alle, die er um sich hat, sind Chinesen. Es ist nun viele Jahre her, aber gerade deshalb ist es wert, die Geschichte zu hören, ehe sie vergessen wird. Des Kaisers Schloss war das prächtigste der Welt, ganz und gar von feinem Porzellan, so kostbar, aber so spröde, so misslich daran zu rühren, dass man sich ordentlich in acht nehmen musste. Im Garten sah man die wunderbarsten Blumen, und an die allerprächtigsten waren Silberglocken gebunden, die erklangen, damit man nicht vorbeigehen möchte, ohne die Blumen zu bemerken. Ja, alles war in des Kaisers Garten fein ausgedacht, und er erstreckte sich so weit, dass der Gärtner selbst das Ende nicht kannte; ging man immer weiter, so kam man in den herrlichsten Wald mit hohen Bäumen und tiefen Seen. Der Wald ging gerade hinunter bis zum Meere, das blau und tief war. Große Schiffe konnten unter den Zweigen hinsegeln, und in diesen wohnte eine Nachtigall, die so herrlich sang, dass selbst der arme Fischer, der so viel anderes zu tun hatte, stillhielt und horchte, wenn er nachts ausgefahren war, um das Fischnetz aufzuziehen. ‚Ach Gott, wie ist das schön!‘, sagte er.
So erfährt dann auch der Kaiser von China endlich, dass in seinem Reich ein Vogel lebt, der so außergewöhnlich schön singt, dass sogar der Kaiser von Japan vor Neid erblasst. Er lässt die Nachtigall suchen und hält sie fortan in seinem Palast fest. Doch die Nachtigall verstummt — in Gefangenschaft, ohne ihre Freiheit kann sie ihren wunderschönen Gesang nicht entfalten.
Mit seinem Kunstmärchen gelang Hans Christian Andersen eine poetische Parabel über die Freiheit der Kunst. Und deren Seele.
Textquelle: www.schauspiel-leipzig.de
SWING HEIL!
Die Musik von Benny Goodman, Louis Armstrong oder Teddy Stauffer galt im Dritten Reich als „vernegert“, „jüdisch“ und „entartet“. Umso mehr wurden die sogenannten „Swing Kids“ zur eingeschworenen Gruppe, die mit HJ und BDM nichts am Hut hatten und nicht nur gemeinsam ihre „Schellacklieblinge“ hörten und tauschten, sondern sich auch mit „englischer“ Kleidung, langen Haaren und „lotterhaftem“ Auftreten in Opposition zum marschierenden Nazi-Deutschland brachten. Etliche dieser „Swinger“ wurden ab 1940 in die neu geschaffenen Jugend-KZs in Moringen und Uckermark deportiert. Mit einer Mischung aus Live-Musik, Theater, Video- und Toneinspielungen erzählt Swing Heil! die Geschichte der „Swing Kids“ und berichtet von Lebensfreude, Widerstand und Unterdrückung einer jugendlichen Subkultur in Nazideutschland.